Was du von einem Mönch
für deinen Seelenfrieden lernen kannst

VON Axel Maluschka
18. März 2015

Bist du schon einmal in einem Kloster gewesen? Einem Bewohnten? Dort, wo wirklich Nonnen oder Mönche leben?

Wenn du diesen Menschen mal in die Augen geschaut hast, konntest du womöglich eines entdecken: tiefe Zufriedenheit.

Mir ging es so, als ich vor 20 Jahren das erste Mal in Meteora in Griechenland die beeindruckenden Klöster besuchte.

Dort saß ein alter Mönch auf einer alten Bank und lächelte selig. An ihm zogen Scharen gehetzter und vom schweren Aufstieg verschwitzter Touristen vorbei, und der Mönch lächelte still.

Ich sah ihn und fragte mich – auch noch Jahre später –, was genau ihn hat so lächeln lassen. Was machte ihn derart zufrieden?

Du erfährst heute, welche Antworten ich gefunden habe und was du davon hast.

Seelenfrieden

Der Mönche sah so aus, als ob er seinen inneren Frieden gemacht hätte. Als ob er seine innere Mitte gefunden hätte. Er wirkte, als sei er mit sich und seiner Welt im Reinen.

Was hat ihn dahin gebracht?

Vereinfacht gesagt, kommst du zu deinem inneren Frieden, wenn du keine inneren Konflikte mehr auszutragen hast oder du nicht mehr unter ihnen leidest.

Innere Konflikte verspürst du, wenn du mit deinen Strategien, deinen Handlungen, deinen Überzeugungen und Gewohnheiten nur unzureichend in der Welt zurechtkommst. Wenn all deine Werte und Taten dich nicht zufrieden und glücklich werden lassen.

Ein Beispiel

Du kannst Samstag ausschlafen. Also machst du dich am Abend zuvor auf den Weg zu einem Kellerraum. In diesem Raum ist es dunkel, die Luft ist stickig und viele Menschen drängen sich zusammen. Sie winden sich, reiben sich aneinander. Und sie sind einander fremd. Sie kennen sich nicht.

Über allem dröhnt Musik. Harte Bässe martern dein Trommelfell. Scharfe Höhen schneiden in deine Ohren. Du riechst Schweiß. Grelle Blitze blenden dich. Grimmassen zucken im Dunkeln.

Du bist freiwillig hier. Und wenn dich jemand fragt, warum, dann sagst du: „Ich will tanzen.“

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Du bist in einem Club.

Doch setzt du dich der Kellerhölle wirklich wegen der Musik aus? Tanzen könntest du bequemer in deinem Wohnzimmer.

Die Wahrheit ist, dass du hier nicht wegen der Musik bist. Du bist hier wegen der Menschen. Wegen der Party. Du suchst Kontakt. Und zwar am besten denjenigen, der länger anhält als die Party.

Der Abend war dann erfolgreich, wenn du nicht allein nach Hause gehst. Oder gar nicht in deiner Wohnung nächtigst.

Der zweitbeste Erfolg wäre, wenn du wenigstens eine Telefonnummer mit Aussicht auf mehr als ein Gespräch ergattern würdest.

Ein Misserfolg wäre es, allein und ohne Telefonnummer nach Hause zu torkeln.

Du hast ein Ziel. Du glaubst, glücklich zu werden, wenn du es erreichst.

Nun sind die entscheidenden Fragen:

  • Wie gut ist deine Strategie?
  • Und bist du dir über dein Ziel wirklich im Klaren?

Ersteres hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab, die ich hier nicht alle aufzählen will. Vielleicht an dieser Stelle nur so viel: Wenn du den Club tatsächlich so beschreiben würdest, wie ich es oben getan habe, wirst du wenig anziehend aufs andere Geschlecht wirken.

Du bist auf jeden Fall aller Wahrscheinlichkeit nach an diesem Freitagabend einem Bedürfnis gefolgt. Und zwar einem Sozialen. Ein Beispiel über die wahrhaftigen Bedürfnisse, die Menschen haben, und über Ersatzstrategien.

Meist gehen wir tanzen, wenn wir ein soziales Bedürfnis haben. Eher selten treibt uns das Bedürfnis nach Bewegung in den Kellerclub.

Damit kommen wir zur zweiten Frage bzw. zu deren allgemeiner Antwort: Ersatzstrategien liegen dann vor, wenn wir uns haben einreden lassen, was uns glücklich macht. Und jeden Tag versuchen das viele Menschen. Dir etwas einzureden. Direkt und indirekt.

Zum Beispiel redet dir dein Chef ein, dass es dich glücklich macht, wenn du seine Ziele erreichst. Oder die Ziele der Firmeninhaber. Oder dein Partner redet dir ein, du wärst glücklich, wenn er glücklich ist. Oder du redest dir ein, dass du Freitagabend nur tanzen gehen willst.

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Indirekt findet das Einreden in Form von Werbung statt. Glückliche Menschen fahren das neue Automodell. Glückliche Menschen riechen dank eines bestimmten Parfums besser. Glückliche Menschen rauchen dabei bestimmte Zigaretten und sehen auch noch cool aus.

Unbewusst nimmst du wahr, dass du nur dies und jenes kaufen müsstest, um glücklich zu werden.

Meiner Erfahrung nach ist das jedoch Quatsch. Mein Glück hängt nicht vom Konsum ab. Mein Glück hängt noch nicht einmal vom Einkommen ab. Mein Glück – oder besser meine Zufriedenheit – hängt nur davon ab, mit wem ich wie und warum meine Zeit verbringe.

Viele deiner inneren Konflikte entstanden sicher dadurch, dass du dir fremde Strategien hast einreden lassen, wie du glücklich wirst. Meine Empfehlung: Misstraue allen Menschen, die dir sagen wollen, wie das Leben funktioniert. Misstraue auch mir!

Suche stattdessen nach eigenen Strategien. Nach eigenen Lösungen. Nach einem eigenen Lebensentwurf. Baue dein Leben als einzigartiges Kunstwerk!

Natürlich gibt es noch mehr Ursachen für innere Konflikte, doch ich beschränke mich heute auf die eine.

Und wenn du demnächst wieder mal in einen Kellerclub gehst, sei dir bewusst, warum du dorthin gehst. Und wenn du einsam nach Hause gehst, ändere deine Strategie!

Bedürfnisse

Neben den inneren gibt es auch die äußeren oder zwischenmenschlichen Konflikte. Auch diese musst du klären, also austragen, um wirklich zufrieden oder gar glücklich zu sein.

Warum?

Wir haben oben schon festgestellt, dass wir Strategien verfolgen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei solltest du im ersten Schritt für dich geklärt haben, was deine wahren Bedürfnisse sind.

Auch hier wieder ein Beispiel:

Du willst Karriere machen. Die nächst höhere Position in deiner Firma wird demnächst vakant. Dort willst du hin.

Dummerweise bist du nicht der einzige. Es gibt noch den Müller, und der ist länger in der Firma als du. Fachlich bist du besser. Der bessere Chef sowieso. Doch der Müller signalisiert auch Lust auf Karriere. Was tun?

Zwei Menschen haben bei begrenzten Ressourcen das gleiche Ziel. Der Konflikt ist da.

Wir könnten jetzt darüber sprechen, wie du den Müller ausbootest. Wie du den Posten ergatterst. Dafür gibt es sicher keine allgemein gültige Patentlösung, doch es gibt Techniken und Strategien mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit.

Und wenn du dann die Karriereleiter eine Sprosse weiter oben stehst, was genau passiert dann?

Natürlich fühlst du dich gut, die ersten Wochen oder Monate.

Natürlich jubelst du beim Blick auf deinen Gehaltszettel.

Natürlich fühlst du dich großartig, wenn du im Autohaus den neuen Wagen bestellst.

Natürlich gleitest du erhaben in deinem neuen Wagen auf deinen neuen Parkplatz vor dem Büro, vor allen Dingen, wenn du am Müller in seiner alten Kiste vorbei fährst.

Und dann?

Ich behaupte: Du hast in Wahrheit wieder nur eine Ersatzstrategie verfolgt. Dein Bedürfnis war es nicht, den neuen Chefposten zu ergattern. Dein Bedürfnis war kein höherer Status. Dahinter lagen andere Bedürfnisse. Deine Grundbedürfnisse.

Zum Beispiel könnte es sein, dass du in Wahrheit hofftest, durch mehr Status mehr Freiheit zu erlangen. Doch nun sitzt du noch länger als vorher im Büro, weil du mehr Verantwortung trägst. Statt früher 50 Stunden arbeitest du nun fast 60 Stunden pro Woche. Ist das mehr Freiheit?

Vielleicht hast Du gehofft, mehr Kontakt zu bekommen. Mehr Sexualpartner anzulocken. Blöd nur, dass du nun gar keine Zeit mehr hast, potenziellen Partnern von deinem Status zu erzählen. Du hockst ja immer im Büro. Neue Leute kennen lernen? Keine Zeit.

Und was ist mit der Anerkennung durch die Kollegen?

Geht auch nicht so richtig. Du bist von dem meisten nun der Chef. Und der Rest ist Fan vom Müller, also auch gegen dich.

Hinter vielen zwischenmenschlichen Konflikten stecken unerfüllte Grundbedürfnisse. Und oft Ersatzstrategien, die unsere Bedürfnisse bei genauer und ehrlicher Betrachtung gar nicht erfüllen können.

Ergründe und prüfe genau!

Mein abschließende Empfehlung ist demnach: Ergründe deine Grundbedürfnisse! Passen deine Strategien wirklich dazu? Oder Hast du dir diese nur einreden lassen?

Und warum war der Mönch so glücklich? Hat er sich nicht auch nur seine spezielle Art zu leben einreden lassen?

Ja und nein.

Der Mönch lebt in seinen Augen ein gottgefälliges Leben. Das ist für ihn der höchste Sinn seines Daseins. Er lebt im hohen Maß im Einklang mit seinem Weltbild.

Ob du diese Ansicht teilst, diesen Sinn und das Weltbild nachvollziehen kannst, ist für den Mönch egal. Er sieht nur, wie du als Tourist an ihm vorbei hetzt. Und verglichen damit geht’s ihm besser.

Denn er hat eine feste und sichere Struktur im Alltag. Und die verschafft ihm innere Ruhe. Ob dir eine solche Struktur gut tun würde, musst du selbst herausfinden.

Für mich wäre sie ein Gefängnis, das mich einengte. Mich meiner Möglichkeiten beraubte.

Und der Mönch ist auch deshalb so zufrieden, weil in seinem Leben klare Regeln für zwischenmenschliche Konflikte herrschen. So werden im Klosterleben viele Konflikte ausgetragen, bevor sie schmerzen. Das ist eine sehr schlaue Strategie.

Fazit

Wenn du wirklich zufrieden leben willst, solltest du zwei Dinge tun:

  • Ergründe deine inneren Konflikte! Überprüfe, inwieweit deine Strategien im Einklang mit deinem Weltbild sind. Und schaue genau hin, ob deine Strategien zur Behebung der Konflikte wirklich taugen und Ergebnisse bringen!
  • Gleiches gilt für deine zwischenmenschlichen Konflikte. Vor allem beim Kampf um begrenzte Ressourcen. Ist deine Strategie wirklich erfolgversprechend?

Und welche Strategien verfolgst du?

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